Austausch von Wissen und Erfahrungen im Unternehmen sind besonders wichtig. Da aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Hinweis: aus Gründen der Lesbarkeit wurde im weiteren Text die männliche Form gewählt) oft in ihren eigenen Projekten vertieft sind, muss dieser Wissensaustausch durch die Unternehmensleitung gefördert werden. Eine Möglichkeit besteht darin, mal den Bereich des anderen kennenzulernen, und zwar, indem man beispielsweise ein internes Fellowship-Programm absolviert.
Mit dem Role-Model-Programm „A Week in the Life of“ hautnah erleben, wie zum Beispiel die typische Arbeitswoche eines Bereichsleiters oder auch Vorstandsvorsitzenden verläuft. Dies führt nicht nur dazu, den Konzern besser kennenzulernen, sondern auch einen guten Überblick aller Hierarchien im Unternehmen zu erhalten. Damit möchte das oberste Management die Distanzen abbauen und dazu beitragen, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern. Dass man dabei Wichtiges voneinander lernen kann, ist offensichtlich.
Projekte, die erfolgreich umgesetzt worden sind, inspirieren. Wichtig ist aber auch, von jenen Projekten zu erfahren, die schiefgelaufen sind, denn auch oder vor allem aus Fehlern kann man lernen. Damit Mitarbeiter voneinander lernen und inspiriert werden, setzen Unternehmen verschiedene Formate ein, bei denen man sich über verschiedene digitale Plattformen in der virtuellen Welt, austauschen kann. Analog und parallel auch über ein Umfeld, bei denen die Angestellten real zusammen kommen, um sich kennenzulernen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten.
Die Robert Bosch GmbH (Gründung 1886, ca. 410.000 Mitarbeiter, Umsatz: ca. 78 Mrd. EUR) fördert, zum Beispiel, die digitale Vernetzung der Mitarbeiter über Ländergrenzen hinaus. Bosch macht den digitalen Austausch von Kenntnissen möglich, indem es seine Mitarbeiter dazu auffordert, sich untereinander zu vernetzen. Im Rahmen des Programms „Working Out Loud“ (WOL) können Angestellten an verschiedenen Standorten weltweit in Kontakt treten, ihre Erfahrungen miteinander teilen und von einander lernen. Dieses Peer-Coaching-Programm (peer: engl. für Kollege/n) erwies sich bislang als erfolgreich. Über tausend Mitarbeiter aus 40 Ländern, in denen Bosch vertreten ist, machten bereits mit. Die vernetzte Zusammenarbeit konnte auch, dank einer umfangreichen Investition in IT Lösungen, um die Arbeitsplätze so modern wie möglich zu gestalten, zustande kommen.
Der Austausch von Kenntnissen kann auch „live“ erfolgen, indem man z.B. vor den Kollegen steht und einiges aus seiner eigenen Erfahrung im Unternehmen preisgibt. Die Mitarbeiter des amerikanischen Advanced Analytics Anbieters SAS Institute Inc. (Gründung 1976, >14.000 Mitarbeiter, weltweit operierendes Softwarehaus, North Carolina, USA, Umsatz: > 3 Mrd. EUR) haben regelmäßig die Möglichkeit, vor ihren Kolleginnen und Kollegen Präsentationen zu halten. Die Referenten mit den interessantesten Vorträgen dürfen bei der jährlichen Konferenz des Unternehmens vortragen. Dies ist zugleich auch eine gute Möglichkeit, sich zu behaupten. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter, der einst über den Einsatz der künstlichen Intelligenz in der Sonderpädagogik referiert hat, sitzt nun im Vorstand einer nationalen Organisation für Kinder mit besonderen Bedürfnissen.
„Innovation ist die Lebensader von all dem, was wir tun“, heißt es bei B-Reel (Gründung 1999, >150 Mitarbeiter, Büros in Stockholm, London, Los Angeles, New York and Barcelona). Die internationale Creative Agentur ermöglicht im Rahmen ihres dreimal im Jahr stattfindenden R&D Hackathons je einem Mitarbeiter aus jeder seiner fünf Filialen, eine bestimmte Zeit in dem R&D-Labor in Barcelona zu verbringen. Die Teammitglieder müssen dort einen wichtigen internen Strategie-Auftrag erfüllen, der um einen Kunden, eine Technologie oder ein Gesellschaftsproblem kreist. Die Beteiligten, arbeiten an der Lösung der Aufgabe zusammen und nutzen die Systeme und Technologien des R&D-Labors. Das fördert nicht nur die fachlichen Kompetenzen, denn schließlich lernen die Teilnehmer voneinander, sondern auch die sozialen Kompetenzen, denn man lernt sich gegenseitig kennen und man tauscht sich aus, indem man an einem Projekt zusammenarbeitet. Ein Gewinn für das Unternehmen und für jeden einzelnen im Projekt involvierten Mitarbeiter sind diese Treffen allemal.
Hier geht es zu Teil 1 der Beitragsreihe: Warum die Übertragung von Verantwortung so wichtig ist
Hier geht es zu Teil 3 der Beitragsreihe: Unternehmen mit Freude am Experimentieren – Digitale Technologien als Motor der Innovationskraft